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mehr als wohnen

Genossenschaftsstrasse 18, 2015

Bild von Ursula Meisser

Architektur 

Architekturbüro Miroslav Šik, Zürich

Nutzung

2 Wohnungen mit 9 1/2 Zimmern;
3 Wohnungen mit 8 1/2 Zimmern;
3 Wohnungen mit 6 1/2 Zimmern; 
6 Wohnungen mit 5 1/2 Zimmern;
6 Wohnungen mit 4 1/2 Zimmern; 
4 Arbeitszimmer; 
Fotostudio; Restaurant / Take-Away; Grafikatelier; 2 Allmendräume 

Der Waschsalon

Das Haus liegt etwas abseits des Getümmels. Es ist aber städtebaulich wichtig, weil es den nordwestlichen Zipfel des Areals, der erst nach dem Wettbewerb hinzukam, mit dessen Hauptteil verbindet. Wie bei den anderen beiden Gebäuden ist die Handschrift des Architekten Miroslav Šik deutlich spürbar. Stehende Fenster, vertikale Geländer, klare Ordnung. An den Ecken geben fein betonierte Loggien Halt. Ein Sockel aus Beton trägt die verputzte Fassade, die einfacher gehalten ist als die beiden anderen Bauten des Architekten. Auch bei diesem Haus macht der Architekt keine konstruktiven Experimente wie manche der Nachbarn. Die Überraschung findet sich hinter der städtisch anmutenden Fassade. Im Erdgeschoss liegt neben Läden, Arbeitszimmern und einem Genossenschaftsraum das Herzstück: die Waschküche als veritabler Waschsalon, der die gemeinschaftliche Idee der Bauherrschaft in Raum fasst. Über grosse Fenster leuchtet er ins Treppenhaus und lockt die Bewohnenden in sein ziegelrot und weiss gefliestes Innere. Übereck miteinander verschränkt führen zwei grosse Treppenhäuser hinauf. Der Sichtbeton rundet um die Kurven, und luftig bringen die Treppenaugen Licht in die Tiefe. Aus einem Flur wird ein Weg, aus simpler Erschliessung ein Begegnungs-, fast ein Aussenraum. Die Idee der öffentlichen Wege zieht sich bis in die Wohnungen. Die Diele betritt man über einen Vorraum, der zum Treppenhaus hin verglast und mit Eiche gerahmt ist. Hier parkieren die Bewohnenden Velos oder Kinderwagen, im Keller daneben lagern Wein und Kartoffeln. Einmal mehr zeigt sich der Clou des Zwiebelprinzips im Grundriss: Die dicken Volumen erlauben kurze Wege. Erschliessung und Grundrisse sind robust. Wie gehabt organisiert der Architekt die Wohnungen diagonal Richtung Licht. Das rot-weisse Entree-Schachbrett führt ins Wohn-Esszimmer, knickt um die Loggia und führt in einen Flur mit pragmatisch aufgereihten Zimmern. Die Vielfalt der Räume lässt die Wohnungen grösser erscheinen, als sie sind. Das gilt bei 4½ bis 6½ Zimmern und erst recht für die fünf Gross-WGs, die jeweils über zwei Geschosse geschickt überkreuzt sind. Die Verblüffung ist gross, wenn man die Wohnung in einem Treppenhaus betritt und sie im anderen einen Stock höher verlässt. Das Volumen des Gebäudes springt an den oberen Ecken zurück. So verjüngt sich die Küche zu einem schmalen Aussichtsfänger, der den Blick über die Hagenholzstrasse bis nach Downtown Oerlikon ermöglicht. Eine urbane Perspektive wie selten in Zürich. (Text: Hochparterre 07/15, AH)

Bilder: Ursula Meisser / Karin Gauch, Fabien Schwartz / Baugenossenschaft mehr als wohnen