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mehr als wohnen

Dialogweg 2, 2015

Architektur

Futurafrosch, Zürich

Nutzung

Wohnatelier, 5 Satellitenwohnungen mit 8 1/2 bis 13 1/2 Zimmern,
6 Wohnungen mit 4 1/2 Zimmern;
6 Wohnungen mit 3 1/2 Zimmern;
Zusatzzimmer mit Bad;
Arbeitszimmer;
3 Musikräume; Meditationsstudio; Büro

Die Kommunikatorin

Im Rohbau ergänzten massive Holzbohlen bald das tragende Betongerüst. Bereits hier zeigte sich die konstruktive und konzeptionelle Zweiteilung des Hauses: in Beton und Holz, in gemeinschaftlichen und privaten Raum, in Cluster und Wohnung. Dass es für gemeinschaftliches Zusammenleben auch Rückzugsmöglichkeiten braucht, ist eine Idee des Masterplans. Das Haus setzt sie im kleineren Massstab um. Statt auf Isolation einzelner Bewohnenden, setzt es auf Kommunikation. So wie sich Reihenhäuser zur Strasse richten, orientieren sich die Küchen mit ihren Fenstern zum Treppenhaus. Das ermöglicht die Beziehung zur Hausgemeinschaft und schafft einen halbprivaten Zwischenraum. Die Fensterrahmen gleichen denen der Fassade und unterstützen den Eindruck vom Aussenraum im Inneren. Der kreuzförmige Erschliessungsraum fördert den Blickkontakt dort, wo er erwünscht ist: Beim Kochen grüsst der Bewohner die Nachbarin, die auch ein wenig in seinen Wohnraum sehen kann. Erst im Schlafraum ist er unbeobachtet. Eine 3½- und 4½-Zimmer-Wohnung besteht aus der kleinen Küche und dem daran angrenzenden, grossen Wohnraum mit geschützter Loggia. Die Schlafzimmer liegen abseits von Eingang und Treppenhaus in einem abschliessbaren Bereich. Das ‹halbe› Zimmer ist eine Art erweiterter Korridor zu den Schlafzimmern und dient mal als Lese- oder Spielecke, mal als Büro. Lage, Türe und Raumstimmung grenzen den privaten Bereich vom gemeinschaftlichen ab: Während der graue Beton die Wohn- und Erschliessungsräume prägt, ist es im Schlafzimmer die unbehandelte Holzdecke. Die Satellitenwohnungen beruhen auf dem gleichen Raumprinzip. Mehrere Wohnungen bilden zusammen eine grössere Einheit, in der eine Wohngemeinschaft oder eine Gruppe geistig beeinträchtigter Erwachsener unterkommen. Die Küche ist grösser, ein weiteres Bad kommt hinzu und der private Bereich zeigt sich möglicherweise öfters geschlossen. Auch innerhalb der privaten Einheiten sind Variationen möglich: Die grau gestrichenen Leichtbauwände lassen sich innerhalb weniger Tage umbauen. Die erstvermieteten Wohnungstypen hat die Genossenschaft zum Teil erst nach Fertigstellung des Rohbaus festgelegt, um der aktuellen Nachfrage am besten entsprechen zu können. Wer weiss, vielleicht sieht der Wohnungsschlüssel dieses Hauses alle 25 Jahre anders aus. (Von mehr als wohnen angepasste Texte aus Hochparterre 07/15, JH)

Bilder: Ursula Meisser / Karin Gauch, Fabien Schwartz / Baugenossenschaft mehr als wohnen